
Copyright: Takashi Seida / A24
In seiner nunmehr dritten Zusammenarbeit mit A24 präsentiert uns Regisseur Ari Aster seinen bisher längsten Film. Und trotz der tonalen Veränderung im Vergleich zu seinen letzten beiden Filmen ist Beau is Afraid nicht minder verstörend. Aber ist er auch gut? Das kann man nach drei Stunden nicht so ganz beantworten.
Beau (Joaquin Phoenix) hat es nicht leicht. Er leidet unter Angststörungen und Psychosen, ist in einer Therapie. Er lebt zurückgekommen in einem heruntergekommenen Viertel, in dem Bettler hausen, Prostituierte ihre Dienste anbieten und man wohl nicht von einer gemeinschaftlichen Nachbarschaft mit Rücksichtnahme sprechen kann. Und in dieser Welt muss sich Beau nun zurechtfinden. Zu allem Überfluss plan er eine Reise zu seiner Mutter und ist drauf und dran, seinen Flug dorthin zu verpassen, weil ihn verschiedene Vorkommnisse aufhalten. Doch das wird ihm zum Verhängnis: Seine Mutter stirbt und so muss er sich auf eine beschwerliche Reise begeben, um rechtzeitig zu ihrer Beerdigung zu gelangen. Und dabei begegnet er nicht nur skurrilen Charakteren und Begebenheiten – vor allem begegnet er sich und seiner Vergangenheit, die ihn bis heute verfolgt.
So weit so gut möchte man meinen, wenn man diese kurze Einführung über den Film gelesen hat. Doch Beau is Afraid baut diese doch so simple Prämisse zu einem verkopften Trip auf, der einen ganze drei Stunden im Sessel schmoren lässt. Drei Stunden, bei denen man langsam nicht mehr unterscheiden kann, ob das, was wir dort zu sehen bekommen, auch wirklich so passiert ist. Ein Versuch ist hierbei wohl auch zwecklos. Denn schon zu Beginn fragt man sich, ob ein Loch wie das in dem Beau lebt, überhaupt existieren kann. Denn nicht nur ist es total runtergekommen, sondern feindselig und kriegsähnlich geht es dort zu.
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Ari Aster lässt es sich nicht lumpen, Beaus Reise extravagant zu inszenieren und mit schrägen Charakteren zu spicken. So haust er eine Zeit bei einer fürsorglichen und doch schrägen Familie, die ihn nach einem Unfall wieder aufpäppeln will. Dort bekommt er das zerrüttetes Verhältnis der Eltern mit ihrer Tochter mit, die sich total vernachlässigt fühlt. Ein Gefühl, dass auch Beau nachvollzieht kann. Denn auch er, dass offenbart der Film langsam, hat ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter und einen Vater, den er nie kennengelernt hat. Diese Zerrüttung spürt man und sie bleibt auch Thema in allen Erlebnissen spürbar.

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Dennoch muss man sich am Ende fragen, was das alles soll. So opulent Beau is Afraid inszeniert ist, so viel Einfälle Ari Aster für die einzelnen Szenen hatte, so grandios das Schauspiel von Joaquin Phoenix auch ist. Am Ende bleibt man mit dem Gefühl zurück, eine ziemliche Aneinanderreihung von Augenblicken gesehen zu haben, die jedoch im Gesamten nicht immer rund wirken. Und in manchen Moment auch die Tonalität etwas verfehlen. So bleibt Beau is Afraid ein Rätsel, dass man so leicht nicht knacken kann. Anschauen sollte man ihn sich trotzdem, allein schon deshalb, um über genau diese Frage weiter nachzudenken.
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