
Copyright: 2022 Pop. 87 Productions LLC
Akt 1: Die Leute kaufen Kinotickets, decken sich mit allerlei Popcorn, Süßigkeiten und Getränken ein und nehmen im Saal auf ihrem vorgesehen Sitz ihren Platz ein.
Akt 2: Der Vorhang geht hoch und langsam wird das Projektorlicht stärker und zeigt erste Bilder des Films. Sofort erkennbar sehen wir hier einen Wes Anderson Streifen, der wieder mal vor Pastelltönen und einer märchenhaften Kulisse strotzt.
Akt 3: Die Schwarzblende setzt zum letzten Mal ein. Konnte der neueste Film von Wes Anderson überzeugen?

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Wes Andersons Werke sind wohl für ihre Identitätsstärke bekannt. Würde man auch hier den Film anhalten, ein zufälliges Standbild ausdrucken und es Leuten zeigen, die bereits einen anderen Film des Regisseurs gesehen haben, eindeutig zuordnen. Aber nicht nur die Optik, auch das verquere in der Geschichte und die verschrobenen Charaktere gehören zu dieser Identität. Gewürzt wird das mit einer Portion Humor. Humor, der vor allem durch die Personen und ihre Dialoge zustande kommt. Das ist bei Asteroid City in gewohnter Manier vorhanden. Vermutlich zählt man in diesem Film mehr bekannte Darsteller:innen als Minuten. Und das ist nicht unbedingt schlecht. Gerade in einer Zeit, in der sich Filme um ihre Laufzeit überbieten wollen, geht Anderson einen anderen, angenehmen Weg. Das bedeutet nicht, das ein langer Film etwas Schlechtes ist. Die Gefahr ist jedoch, dass er redundanter wird, sich zieht und das eigentliche aus dem Fokus verliert. Das kann man bei Asteroid City nicht wirklich behaupten. Doch der Film hat eine andere Schwäche.
Anderson ist verliebt in das Geschichten erzählen. Und das nimmt er wortwörtlich: In The French Dispatch präsentierte er uns Kurzgeschichten, die aus einem regelmäßigen Magazin entstammen. In Asteroid City ist es nun ein Theaterstück, dass in Akte und Szenen eingeteilt und durch einen äußeren Teil verbunden ist. Dieser erzählt von der Entstehung des Stücks, der Zweifel und Verwirrungen der Schaupieler:innen und die Frage nach dem Sinn. Eine Frage, die man sich zuweilen auch stellen könnte. Denn nicht immer versteht man den Mehrwert des gerade Gezeigten. Oder die Szene ist etwas zu verkopft. Auch wenn diese Metaebene in Asteroid City mehr sein will als nur Aufbau des Märchens, sie ist wohl die schwächste im Vergleich zu denen der vorigen Filme. Leute, die ohnehin nicht vollends überzeugt sind von Andersons Filmen, werden sich hierbei wohl die Zähne ausbeißen.
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Dennoch ist der Film einen Kinobesuch wert. Denn nicht nur kann er mit einem riesigen Starangebot und viele wiederkehrende Gesichter der früheren Filme aufwarten. Anderson versteht auch, sie zu zeichnen, ihnen Leben einzuhauchen. Du so sind sie alle auf ihre Weise interessant, etwas verschroben und dennoch keineswegs zu holzschnittartig. Da ist ein Kriegsfotograf und Familienvater (Jason Schwartzman), der seit nunmehr drei Wochen versucht, seinen Kindern den Tod ihrer Mutter beizubringen. Eine Schauspielerin, die an ihrem Dasein als Mutter zweifelt und dennoch in ihre Arbeit vertieft ist. Ein verschrobener Hotelbesitzer, der seine Gäste bewirtet und die Stadt weiter vermarkten will. Daneben noch Cowboys, eine Schulklasse, ein General und Wissenschaftler:innen und so weiter. Ihre kleinen Geschichten und zwischenmenschlichen Regungen sind es, die Asteroid City wieder zu einem besonderen Erlebnis machen. Wer dieser Art der Erzählung jedoch wenig abgewinnen kann, sollte nicht in den Zug nach Asteroid City einstiegen.
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