Officer K (Ryan Gosling) verschlägt es während seiner Mission in eine Geisterstadt, die einmal Las Vegas war.

Copyright: Sony Pictures / 2017 Alcon Entertainment, LLC.

Fortsetzungen sind so eine Sache. Ist ein Film einmal erfolgreich, überlegen Studios gerne, ob ein weiterer Teil gedreht werden sollte. Meist ist das eine finanzielle Überlegung, wie bei nahezu allen Fortsetzungen großer Disneyklassiker, deren Kritiken allesamt schlechter ausfallen als das Original. Reihen wie Rocky und Fast and Furious versuchen erst gar nicht mehr, den künstlerischen Anspruch des Erstlings zu überbieten. Doch Blade Runner 2049 macht eine entscheidende Ausnahme. Er erscheint nicht nur sehr viel später als das Erstlingswerk von Ridley Scott, er hat auch eine eigene Vision, ohne das Universum, in dem er spielt, zu verkennen. Ein grandioses Spektakel, von dem sich einige Blockbuster etwas abschneiden können.

Los Angeles im Jahr 2049. Kaum einen Funken Tageslicht strömt durch dies futuristische wie auch grauenerregende Stadt. Hier leben Menschen neben Replikanten, also künstliche Menschen und Hologrammen nebeneinander. Durch den Smog schwelt die Stadt in einer schwarzen Wolke, getränkt von Neonlicht der Geschäfte und Webebannern. Officer K (Ryan Gosling) vom hiesigen Police Department hat eine Mission: Er soll Replikanten eines gewissen Typs jagen, die durch ihre unendliche Lebenszeit vor einigen Jahren schon aus dem Programm der produzierenden Wallace Corporation genommen wurden.

Los Angeles ist eine düstere Stadt geworden, in der nicht einmal die Sonne mehr Eintritt erhält.

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Doch bei einem seiner Einsätze macht K eine unmögliche Entdeckung: er findet die Leiche einer Replikantin, die offensichtlich ein Kind zur Welt gebracht hat. Seine Vorgesetzte Leutnant Joshi setzt ihn darauf an, das Kind zu finden und auszulöschen, um einen möglichen Krieg zwischen Menschen und Replikanten zu verhindern. Gleichzeitig setzt Niander Wallace, Chef der Wallace Corporation, seine Assistentin Luv an, um an den Fund zu kommen und selbst in der Lage zu sein, eine gebärende Replikantin zu erschaffen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, der von K viel abverlangt. Auf seiner Reise sucht ihn eine unheimliche Erinnerung heim. Ist er vielleicht selbst das verschwundene Kind?

Hologramme und künstliche Lebewesen prägen das Leben in Blade Runner 2049.

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Blade Runner 2049 von Regisseur Denis Villeneuve muss in große Fußstapfen treten. Der Vorgänger des Films, Balde Runner von Ridley Scott aus dem Jahr 1982 avancierte über die Jahre zu einem Klassiker des Science-Fiction Genres und begründete einen visuellen Standard des Genre Cyberpunk für das Kino. 35 Jahre später erreichte dann die Fortsetzung die Kinos und bietet für eine Fortsetzung überraschend einen ebenbürtigen Film. Blade Runner 2049 ist ein Meisterwerk, dass zum Staunen motiviert. Jedes einzelne Set ist eine künstlerische Wucht, deren Detailgrad die Frage aufstellt: Wie konnte das so realisiert werden? Selbst sechs Jahre später kann man mit Fug und Recht behaupten, dass der Film nach wie vor ein Meilenstein in Sachen Szenerie und visueller Effekte ist. Sei es die düstere Innenstadt Los Angeles, die riesige Weite eines Schrottplatzes oder die Leere einer Geisterstadt, die einmal Las Vegas war. Es ist fast schon unwirklich, was dieser Film einem darbietet. Und er lässt diese Momente wirken. Blade Runner 2049 ist kein schnelles Actionfest, sondern ein ruhiger und bedrückender Film. Kaum eine zwischenmenschliche Geste oder Hoffnung auf eine schönere Zukunft kann hierbei aufkeimen.

Umso mehr wird dadurch die Bindung an den Protagonisten Officer K, später Joe genannt, erzeugt. Er und auch die Zuschauer:innen möchten den Ursprung seiner Erinnerung herausfinden, die Puzzleteile zusammenfügen. Und auch wenn die Geschichte selbst keine Innovation im Drehbuchhimmel darstellt, ist sie perfekt in das Geschehen und die Inszenierung eingebettet. Der Film schlägt nicht nur thematisch, sondern auch ganz konkret in seiner Handlung einen Bogen zu seinem Vorgänger.

Bei seiner Mission, seine kindliche Erinnerung zu verstehen, begleitet Officer K das Hologramm Joi (Ana de Amas).

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Wie das Ganze passiert, darauf wird hier nicht weiter eingegangen, aber es ist hervorragend umgesetzt. Nicht zuletzt das gute Spiel der Charaktere, auch der Soundtrack leistet seinen Teil für die grandiose Atmosphäre. Die wummernden und bedrohlichen Klänge es Scores, der von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch komponiert wurde, dröhnen einem durch die Lautsprecher und wechseln sich ab mit ruhigen Passagen und einem „Live-Auftritt“ von Elvis als Hologramm in einer Bar.

Was bleibt von Blade Runner 2049? Es ist das Gesamtpaket, das begeistert. Die bildlichen Eindrücke, eingefangen von Kameramann Roger Deakins. Die düstere Atmosphäre der Welt, in der der Film spielt. Die schauspielerischen Leistungen, die Musik und man könnte so weitermachen. Balde Runner 2049 ist mehr als ein Film, es ist ein Erlebnis, an das man sich gerne erinnern möchte.

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