Blake und Schofield begeben sich auf eine Mission: Sie müssen um jeden Preis einen Brief überbringen.

Copyright: Universal Pictures / DreamWorks Pictures / Francois Duhamel

Man könnte meinen, nach Jahrzehnten des Films auch im Bereich der Antikriegserzeugnisse schon genug gesehen zu haben. Falsch gedacht, denn Sam Mendes erster Versuch in diesem Genre ist besonders. Nicht nur, weil er den filmisch weniger beachteten ersten Weltkrieg ins Visier seiner Geschichtenerzählung macht. Vor allem glänzt 1917 in der Art und Weise, wie er diese Erzählung umsetzt.

Wir schreiben das Jahr 1917, der erste Weltkrieg wütet schon ein paar Jahre und hat sich in den Grabenkämpfen festgefressen. Wir befinden uns im britischen Sektor und begleiten die zwei Soldaten William Schofield und Tom Blake, die einen besonderen Auftrag bekommen: Sie sollen einen Brief an Colonel Mckenzie überbringen, der einen Angriff auf die deutsche Front durchführen will, da sich das deutsche Heer wohl zurückzieht. Eine Falle, über die der Colonel in Kenntnis gesetzt werden soll. Also machen sich die beiden Soldaten los und ziehen durch von Krieg zersetzter Landschaft, deutsche Gräben und versuchen, die neue Linie zu erreichen.

Was in 1917 zudem heraussticht, sind die Dialoge. Nicht unbedingt, weil sie besonders bedeutungsschwanger sind: Im Gegenteil, die Geschichten, die Blake und Schofield erzählen, ihre Lebenssituation, Wünsche und Ängste, die sind es, die sie zu Charakteren zeichnen und nahbar machen. Wir sorgen uns um sie, weil sie uns selbst repräsentieren.

Dieser Film brilliert auf technischer Ebene. Für die Bilder verantwortlich ist Roger Deakins, einer der besten Kameraleute überhaupt. Er setzt die Vision von Sam Mendes perfekt um, lässt diesen Film so glaubwürdig zu einem One-Shot werden, dass wir in fast jeder Sekunde mitfiebern. Ob es Verfolgungssequenzen, Schleichpassagen oder bloße Wanderungen sind: Die Zerstörung des Krieges mit der Schönheit der Natur zu verbinden, mit ihren frühlingshaft blühenden Landschaften, diese Bilder sind einfach grandios und fangen diesen Kontrast aus Leben und Tod perfekt ein. Dazu untermalt Thomas Newman mit einem sensationellen Soundtrack die Szenerie perfekt. Die melancholischen Klänge, die Angespanntheit in den hektischen Streichern, all das trägt noch weiter zur Stimmung bei.

Am Ende der Reise verstehen wir mehr. Nicht mehr über den Weltkrieg, seinen Verlauf oder die Beweggründe. Nein das ist aber auch überhaupt nicht wichtig. Wir lernen zu verstehen, wie solch ein Krieg für die Leute sein muss, die in ihn hineingeworfen werden. Deren Wunsch es nicht ist, darin beteiligt zu sein oder aber deren Naivität das Ausmaß eines solchen Krieges überhaupt nicht fassen kann. Uns bleibt zu hoffen, wie es die Familie Schofields auf einem Foto notiert hat. Komm zu uns zurück.

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