Bei einer Motorradfahrt klammert sich Alexis an David. Und will ihn nie wieder loslassen.

Copyright: Courtesy of Music Box Films

Hach ja, der Sommer und schon wieder die 80er Jahre. Man könnte meinen, Call me by your Name hat angerufen. Doch Sommer 85 hat außerhalb dieser Merkmale und der Tatsache, dass es um die Liebe zweier Jungen geht, nur wenig mit Überraschungserfolg aus 2017 gemein. Sommer 85 ist tragischer, denn die Liebe auf Zeit zwischen Alexis (Félix Lefebvre) und David (Benjamin Voisin) findet ein jähes und tragisches Ende.

Nein, ich habe hier nicht gespoilert. Schon zu Beginn des Films klärt Alexis, der Protagonist des Films, uns auf, als er aus dem Gefängnis zu einem Richter geführt wird. Denn seit einem „Vorfall“, wie er es nennt, ist Alexis wie besessen vom Thema Tod. Doch zunächst hält sich der Film bedeckt, wer Teil dieses Vorfalls sein wird und was genau Alexis damit zu tun hat. Blickt man auf die literarische Vorlage, dämmert es einem noch schneller. Denn Sommer 85 basiert auf dem Roman Dance On My Grave von Aidan Chambers. Ein für den Regisseur Francois Ozon prägendes Buch, dessen Geschichte er nun von England nach Frankreich verlagert.

Ob Partys, Kinogänge oder Bootstouren. Alexis und David genießen ihren gemeinsamen Sommer in vollen Zügen.

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Es ist strahlender Sonnenschein, Alexis lebt mit seinen Eltern in einer französischen Kleinstadt an der Küste der Normandie. Er leiht sich das Segelboot eines Freundes aus und schippert damit auf dem Meer, als ein Gewitter ihn überrascht und er kentert. Doch zum Glück eilt David, ein junger Mann, der ebenfalls in dem Ort wohnt, mit seinem Boot zur Hilfe und die Beiden freunden sich an. Nicht nur das, sie entwickeln stärkere Gefühle zueinander und unternehmen Viel gemeinsam. Sie segeln, gehen ins Kino oder die örtliche Disco, genießen das Leben. David, der zusammen mit seiner Mutter ein Geschäft für Boots- und Anglerbedarf führt, stellt Alexis sogar für einen Ferienjob an. Alexis glaubt im siebten Himmel zu sein, doch ihre Beziehung bekommt Brüche, sie streiten. Und am Ende passiert etwas, dass ihr Verhältnis für immer beerdigt.

Nach all den schönen Momenten wird die Beziehung der Beiden erschüttert.

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Sommer 85 ist kein geradliniger Film. Alexis, der im Film ein literarisches Talent aufweist, erzählt seine Geschichte des Sommer in Rückblenden. Er schreibt sie, denn das scheint für ihn die einzige Möglichkeit zu sein, sich überhaupt öffnen zu können. Deshalb springt der Film immer wieder zwischen dem Jetzt und dem Sommer, als alles perfekt zu sein schien. Dabei kann man sich auch immer wieder etwas verheddern, in welchem Zeitraum die Szene gerade spielt. Auch wenn durch Charaktere und Umfeld recht schnell klargestellt wird. Die Beziehung der beiden Hauptcharaktere Alexis und David hingegen, gespielt von Félix Lefebvre und Benjamin Voisin, ist sehr überzeugend. Mag der ein oder andere Satz in einem Dialog manchmal zu bedeutungsschwanger sein, sind es trotzdem die Mimik, die liebevollen Zärtlichkeiten und Blicke, die einem die Beziehung der Beiden glaubhaft erscheinen lassen.

Durch die Erzählung in Rückblenden, die geradlinig gezeigt werden und den meisten Raum einnehmen, kommentiert der Film das Geschehen durch seinen Hauptcharakter vielleicht ein bisschen zu oft. Denn obwohl durch Verhalten und Blicke so viel erzählt wird, wird manchmal durch eine Off-Stimme von Alexis noch einmal erklärt, was gerade passiert, um auch den letzten Zuschauer den Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen zu geben. Hier könnte Ozon seiner Kunst des visuellen Erzählens ruhig mehr vertrauen, auch wenn die Kommentierung sicherlich als Stilmittel eingesetzt wird.

Sein Lehrer Monsieur Lefèvre ist einzige Person, der sich Alexis anvertrauen will.

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Sommer 85 ist ein schöner, aber auch tragischer Film, der uns die Vergänglichkeit vor Augen führt. Nicht nur die Liebe, Alles ist auf Zeit. Benjamin formuliert es treffend: „Wieso Zeit verlieren, wir sind alle sterblich.“ Der Film ruft auf, das Leben, das Hier und Jetzt zu genießen. Denn wir können nicht absehen, was die Zukunft so alles mit sich bringt.

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